Hintergrund und Inhalt des Vorhabens
Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist in Deutschland vom Aussterben bedroht (Kühnel et al. 2009). Für die Erhaltung der arealgeografisch hochgradig isolierten Vorposten ist Deutschland im besonderen Maße verantwortlich (Kühnel et al. 2009). Nach Untersuchungen der letzten zwei Jahrzehnte konzentrieren sich die bundesweit letzten autochthonen Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte auf die nördliche Randlage der Schorfheide. Die im Relief stark gegliederte Pommersche Endmoräne mit vielfältigen Übergängen vom Wald zum Offenland prägt hier die Landschaft (Uckermark). Unzählige Gewässer und Moore, steinige Moränenfelder im Wechsel mit nährstoffarmen Hügelkuppen und Hanglagen setzten einer intensiven Bodenbearbeitung bis in die Gegenwart enge Grenzen. In Deutschland ist die Uckermark der Landschaftsraum mit der geringsten Bevölkerungsdichte und zugleich der größten Maschenweite des Straßennetzes. Naturnähe, Gewässerreichtum und großflächig unzerschnittene Landschaft waren und sind wesentliche Voraussetzungen für einen außerordentlichen Reichtum an Amphibien und Reptilien und für das Überleben der Reliktpopulationen der Europäischen Sumpfschildkröte in dieser Region. Zwischen Templin und Stegelitz finden sich in der nördlichen Randlage der Schorfheide zahlreiche Moore, Kleingewässer und Erlenbrüche in unmittelbarer Nachbarschaft zu extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden. Das Zusammenspiel stark gegliederter aquatischer Habitate mit trockenen Hügelkuppen und südexponierten Hanglagen schafft hier die Voraussetzungen für die Existenz von Sumpfschildkrötenpopulationen. Sumpfschildkröten nutzen offene vegetationsreiche Kleingewässer als Sommerlebensraum und überflutete Erlenbrüche als Winterquartier. Auf sonnenexponierten Trockenrasen legen sie ihre Eier.
Im Projektgebiet waren bis vor Kurzem die Vorkommen zweier Sumpfschildkrötenpopulationen bekannt (Abb. 1). Überraschend wurde ein drittes Vorkommen im Frühjahr 2013 entdeckt (s. Abb. 4, 11 und 12 in der Fotodokumentation). Innerhalb des Projektgebietes wurde darüber hinaus in einer ehemaligen Kiesgrube auf einer Fläche von 15 ha ein neuer komplexer Lebensraum geschaffen und mit einem Elektrozaun zum Schutz vor Prädatoren (vorrangig Waschbär) ausgestattet.
Mit dem vorliegenden Projekt soll der Grundstein zur Sicherung des langfristigen Vorkommens der Europäischen Sumpfschildkröte am Nordrand der Schorfheide gelegt werden. Inhaltlich gliedert sich das Vorhaben in fünf Schwerpunkte:
- Sicherung, Revitalisierung und Vernetzung vorhandener Lebensräume
- Ankauf von Flächen und Revitalisierung verschiedener Kernhabitate in einem neu entdeckten Vorkommen
- Untersuchungen zur Erfassung des neu entdeckten Reliktvorkommens und hinsichtlich der Existenz möglicher weiterer, bisher unbekannter Reliktpopulationen bzw. potenzieller Lebensräume im Verbund mit besiedelten Lebensräumen
- Bestandsstützung und Wiederansiedlung
- Monitoring
- Erstellung eines Managementplanes
Partner
Der Verein Agena e.V. ist seit vielen Jahren in der Uckermark aktiv und arbeitet in der Region und im Rahmen des vorliegenden Projektes mit folgenden Partnern zusammen:
Verwaltungen:
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Naturpark Uckermärkische Seen, UNB Landkreis UM, Regionalstützpunkte der Naturwacht Brandenburg, Landesforstbetrieb Brandenburg
Private Unternehmen:
Wildsamen-Insel Temmen/Uta Kietsch, Gut Temmen/Rolf Henke/Hans-Martin Meyerhoff, Ökobetrieb Gut Hessenhagen/Carsten Meyerhoff, Sand + Kies Union GmbH/Berlin-Brandenburg, Kieswerk Buchholz/Jürgen Kwade,
NGOs:
NABU-Regionalverbände Prenzlau und Templin, Förderverein Feldberg - Uckermärkische Seenlandschaft, Kulturlandschaft Uckermark e.V.
Überregionale Partner und zugleich Förderer des Projektes sind:
Naturschutzfonds Brandenburg, Klara Samariter Stiftung und die Heinz Sielmann Stiftung.
Wissenschaftliche/fachliche Partner sind u. a.: Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Museum für Naturkunde Berlin; Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, Fachgebiet Populationsgenetik; NABU Landesfachausschuss und Bundesfachausschuss Feldherpetologie
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