2. Ankauf von Flächen und Revitalisierung verschiedener Kernhabitate in einem neu entdeckten Vorkommen
Hintergrund
Im Frühjahr 2013 entdeckten Biologen auf einer Exkursion im Projektgebiet ein bisher unbekanntes Sumpfschildkrötenvorkommen. Sie beobachteten 7 Sumpfschildkröten auf ihren Sonnplätzen. Bei dem Lebensraum handelt es sich um ein von ausgedehnten Mischwäldern, Mooren und blütenreichen Wiesen umgebenes Erlenbruch. Ein kleiner Restbestand der äußerst seltenen und akut vom Aussterben bedrohten Europäischen Sumpfschildkröte konnte an diesem abgeschiedenen Ort bis heute überleben.
Dank der schweren Zugänglichkeit und darüber hinaus der engen Verflechtung der Gewässer mit angrenzenden Wiesen bot das Gebiet den Schildkröten offenbar über viele Jahrhunderte nahezu ideale Lebensbedingungen.
Erst als die industrielle Land- und Forstwirtschaft die Moore als Ressource entdeckten, begannen Meliorationsingenieure damit, tiefe Entwässerungsgräben durch den Lebensraum der Sumpfschildkröten zu treiben. Der Fortbestand des Refugiums samt seiner Bewohner war lediglich einem Zufall zu verdanken. Ein im Zuge der Melioration angelegtes Entwässerungsbauwerk geriet nach dem Zusammenbruch der DDR in Vergessenheit. Das monströse Bauwerk aus Stahl und Holzbohlen verrottete nach und nach. Seine Überreste stauten den Wasserkörper im Bruchwald auf und verhinderten auf diese Weise über viele Jahre das weitere und endgültige Trockenfallen der Schildkrötengewässer.
Aktuell jedoch droht dem Lebensraum eine unmittelbare Gefahr, denn das zerfallene und über Jahre den Wasserabfluss behindernde Bauwerk ist inzwischen soweit verrottet und unterspült, dass spätestens nach dem nächsten Hochwasser (wahrscheinlich zum kommenden Winterende) ein vollständiges Ausspülen des Bauwerkes und damit der ungehinderte Wasserabfluss aus dem Schildkrötenlebensraum droht.
Geplante Maßnahmen
Aktuelle Gespräche mit Landeigentümern, Förstern und Naturschutzbehörden vor Ort zeigen einen klaren Weg zur Erhaltung bzw. Revitalisierung der Lebensräume auf.
Zunächst gilt es, das Trockenfallen der Gewässer- und Moorlebensräume zu verhindern. Dieses Vorhaben und die nachhaltige Sicherung der Lebensräume setzt den Ankauf der wichtigsten Flächen im Kerngebiet (ca. 12 ha überwiegend aquatische Lebensräume) voraus. Danach soll das marode Entwässerungsbauwerk entfernt und durch einen permanenten und massiven Staudamm ersetzt werden. Die Stauhöhe wird mit Eigentümern und Nutzern der benachbarten Flächen sowie den zuständigen Behörden abgestimmt.
Des weiteren soll eine seit einigen Jahren unmittelbar an das Gewässer angrenzende brachliegende Wiese mit wertvollen Trockenrasenbestandteilen in Abstimmung mit der Verwaltung des BR SC wieder genutzt und somit als Gelegeplatz der Sumpfschildkrötenpopulation revitalisiert werden. Eine weitere nördlich an das Gewässer angrenzende südexponierte Offenfläche wird derzeit als Grünland genutzt und relativ stark beweidet. In Abstimmung mit dem Eigentümer und der Verwaltung des BR SC (Vorgespräche sind bereits erfolgt) soll der Nutzungsdruck auf geeigneten, nährstoffarmen Hügelkuppen bzw. Hangbereichen reduziert und die Entwicklung von Trockenrasen initiiert werden.